Freitag, 15. Mai 2015

Tomatis

... die Tomatis-Methode ist eine Therapieform, die durch Musik und Stimme die Fähigkeit zum Zuhören und Kommunizieren fördert. Die Wechselwirkung zwischen Gehör, Stimme, Sprache und Psyche wird dabei bewusst eingesetzt. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Tomatis-Methode ist das "Elektronische Ohr" (eine Art Kopfhörer), das spezielle Tonfrequenzen erzeugt. Das Ziel einer Tomatis-Therapie besteht darin, das Horchvermögen anzuregen und zu verbessern. Dadurch sollen sich auch das allgemeine Befinden, die Körperhaltung, die Stimme und die Sprachfähigkeit positiv veränder.

Philosophie / Entstehungsgeschichte Professor A. A. Tomatis (geb. 1920), ein französischer Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohren-Medizin, entwickelte auf der Basis seiner Studien über die Entwicklung des Hörens eine spezielle Horchpädagogik. Das Hören ist ein unbewusster Vorgang, der nicht immer wahrgenommen wird. Horchen ("Zuhören") hingegen ist ein aktiver, durch den Willen gesteuerter Vorgang. Wer horcht, ist aufmerksam, wach und konzentriert. Das Horchen kann nach aussen oder nach innen gerichtet sein. Meistens zeigen nur Verhaltensauffälligkeiten, wenn die Fähigkeit oder der Wille zum Horchen beeinträchtigt ist. Tomatis stellte einen direkten Zusammenhang zwischen Kommunikation und Horchvermögen her. Kommunikation bedeutet für Tomatis mehr als nur die Verwendung einer Sprache im Umgang mit anderen. Kommunikation besteht im "Sich-Öffnen" einem anderen gegenüber, eben dem Horchen. Das erste Tomatis-Institut wurde in Paris gegründet. Mittlerweile gibt es weltweit etwa 150 Tomatis-Zentren. Die meisten Institute werden von Heilpädagogen, Logopädinnen oder Sprachheillehrern geleitet.

Technik der Tomatis-Methode Zu Beginn einer Behandlung wird immer eine ausführliche Abklärung getroffen. Ein Horchtest gibt Aufschluss darüber, wie der Patient seine meist normale Hörfähigkeit im Alltag zum Horchen einsetzt und wo seine Schwierigkeiten liegen. Danach folgt ein regelmässiges Horchtraining mit dem "elektronischen Ohr": Über den Kopfhörer bekommt der Patient vor allem Tonfrequenzen zu hören, die er im Horchtest nur schlecht oder gar nicht wahrgenommen hat. Durch stetes Erweitern dieser Tonfrequenzen, die meist als Musik eingespielt werden, übt der Patient sein Horchvermögen. Weitere Horchtests zeigen die erzielten Fortschritte auf und ermöglichen eine individuelle Anpassung des Trainingsverlaufs. Bei der Behandlung von Kindern ist die Mutter oder der Vater während des gesamten Horchtrainings dabei.

Wie kann die Tomatis-Methode eingesetzt werden Die Tomatis-Methode wird in erster Linie bei Schulkindern eingesetzt, die in der Kommunikation mit anderen Menschen Schwierigkeiten haben, die sich nicht mit einem Gehörschaden erklären lassen. Solche Kommunikationsprobleme äussern sich oft als Verhaltensauffälligkeiten wie:

-Unaufmerksamkeit

-Probleme mit der Sprache und mit dem Sprechen (Verwechslung von ähnlich klingenden Wörtern, monotones Sprechen)

-Leseprobleme (zum Beispiel Legasthenie)

-Schwierigkeiten im Erfassen von Formen und Gestalten

-Gehörtes kann nicht nacherzählt werden

-Lernprobleme in der Schule

-Erschwerte Entwicklung der Musikalität

Schwerwiegende Horchstörungen können auf eine Blockade im psychischen Bereich hinweisen. In solchen Fällen muss man in der Behandlung auch die psychischen Faktoren mitberücksichtigen, damit sich die Kommunikationsfähigkeit verbessert.
Im Innenohr liegen das Hör- und Gleichgewichtsorgan sehr nahe beieinander. Deshalb soll die Tomatis-Methode auch das Gleichgewicht positiv beeinflussen können. Mit Hilfe der Horchpädagogik werden darum auch Beschwerden behandelt wie

- Gleichgewichtsstörungen
- unkoordinierte Körperbewegungen
- schlaffe Körperhaltung
- nervöse Unruhe
- Unbeholfenheit
- schlechtes Rhythmusgefühl

Nebenwirkungen / Vorsichtsmaßnahmen Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsstörungen bei Kindern müssen auf jeden Fall zuerst durch einen Arzt oder Psychologen abgeklärt werden. Ausgeprägte Kommunikationsprobleme oder Schwierigkeiten, sich auszudrücken und sich anderen mitzuteilen, sind häufig auch durch psychische oder soziale Belastungen ausgelöst. Hier reicht ein Horchtraining zur Behandlung nicht aus. Die Tomatis-Methode eignet sich auch nicht zur Therapie von organischen Gehörschäden. 

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